Was ist Airbrush?
Der Begriff Airbrush bezeichnet sowohl das Werkzeug selbst als auch die mit seiner Hilfe geschaffenen Kunstwerke. Wörtlich übersetzt bedeutet Airbrush „Luftpinsel“, jedoch hat sich diese deutsche Bezeichnung nie durchgesetzt. Durch den starken Einfluss aus den USA, ist der englische Begriff auch im deutschen Sprachgebrauch fest verankert.
Im engeren Sinne beschreibt der Begriff Airbrush Spritzgeräte, mit denen flüssige Farben präzise und fein versprüht werden können. Anders als bei herkömmlichen Maltechniken berührt das Gerät den Untergrund beim Farbauftrag nicht. Dadurch eignet sich Airbrush für das Bemalen nahezu aller Materialien und Oberflächen.
Die Airbrush-Technik zeichnet sich durch einen besonders gleichmäßigen, schnellen und dünnen Farbauftrag aus. Bei richtiger Anwendung ist die Farbe je nach Material sofort trocken. Diese Eigenschaften ermöglichen die Erstellung weicher Farbübergänge und realistischer Schattierungen, die Motive lebensecht wirken lassen.
Einsatzgebiete
Die Airbrush-Technik hat ihren Ursprung vor über 120 Jahren und wurde zunächst in der Werbegrafik, wie auch zum Kolorieren und Retuschieren von Fotos eingesetzt, da sie das aufbringen hauchdünner, transparenter Farbschichten ermöglicht. Von den 1920er- bis in die frühen 1990er-Jahre war Airbrush – quasi ein Vorläufer moderner Computergrafik-Software. Die Airbrush-Pistole war das bevorzugte Werkzeug für technische und fotorealistische Illustrationen sowie für Werbegrafiken. In der freien Kunst wird sie bis heute verstärkt im Bereich der realistischen Malerei verwendet, um fotorealistische Effekte zu erzielen.
Seit den 1950er-Jahren entwickelte sich in den USA der Trend der Fahrzeugbemalung, bekannt als „Custom Painting“. Im Rahmen des Auto- und Motorrad-Tunings ist Custom Painting heute eine der weltweit bedeutendsten Anwendungen der Airbrush-Technik. Ein weiterer populärer Einsatzbereich ist die Wand- und Fassadengestaltung, die sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum immer häufiger genutzt wird.
Ein zentrales Einsatzgebiet der Airbrush-Technik ist zudem der „Modellbau“. Modellbauer aus verschiedensten Bereichen verzieren ihre Modelle mit Airbrush, wobei insbesondere die Alterungseffekte durch die Spritztechnik geschätzt werden. Neben dem „klassischen“ Modellbau ist die Airbrush-Pistole ebenfalls zur Gestaltung von 3 D Modellen zu finden. In Europa wird Airbrush im Modellbau, der freien Malerei, beim Custom Painting sowie in der Wandgestaltung häufig als Hobby oder nebenberufliche Tätigkeit ausgeübt. Nur wenige Künstler können allein von freien oder Auftragsarbeiten im Airbrush-Bereich leben.
In den letzten zehn Jahren hat die Airbrush-Technik zunehmend an Bedeutung in der „Kosmetikbranche“ gewonnen. Besonders durch die HDTV-Fernsehtechnik, die ein makelloses und fein pigmentiertes Make-up erfordert, erlebt sie einen Aufschwung. Darüber hinaus wird Airbrush in der Maskenbildnerei für Special Effects, temporäre Tattoos und Bodypainting bei Events und Marketingaktionen eingesetzt. Auch in der Nail Art hat sich Airbrush als Ergänzung zum herkömmlichen Pinsel auf kleinsten Flächen etabliert.
Weitere Anwendungsbereiche umfassen die „Porzellan- und Puppenmalerei“ sowie die „Patisserie“, wo Airbrush zur Verzierung von Torten und Pralinen mit Schokolade und Lebensmittelfarben eingesetzt wird.
Airbrush-Techniken
Entgegen einer weit verbreiteten Vorstellung entstehen Airbrush-Arbeiten häufig in Kombination mit anderen Malwerkzeugen. Neben dem Airbrush-Gerät kommen dabei auch andere Malwerkzeuge wie Pinsel, Buntstifte oder Spraydosen zum Einsatz.
Im Umgang mit dem Airbrush-Gerät lassen sich vier charakteristische Arbeitstechniken unterscheiden:
1. Freihand-Technik
2. Maskierungstechnik (mit klebenden Maskierungen)
3. Lose Schablonentechnik
4. Kratz- und Radiertechnik
Jede dieser Techniken erzeugt spezifische Effekte und wird je nach Motiv, Untergrund oder den Vorlieben des Künstlers eingesetzt. Oft führt die Kombination mehrerer Techniken zu optimalen Ergebnissen.
1. Freihand-Technik
Die Freihand-Technik ermöglicht die freie Führung des Airbrush-Geräts, ähnlich wie bei einem Pinsel, ohne zusätzliche Hilfsmittel. Allein durch die Steuerung am Gerät können Verläufe, dünne und dicke Linien sowie andere präzise Effekte erzeugt und kombiniert werden.
2. Maskierungstechnik
Mit Maskierungen und Schablonen lassen sich präzise Abgrenzungen und wiederholende Muster erzeugen. Klebende Maskierungen liegen direkt auf dem Untergrund an und sorgen für harte, scharfe Kanten. Typische Maskier-Materialien hierfür sind Maskierfilm, Linierbänder oder Transferfolien (Application Tape).
3. Lose Schablonentechnik
Im Gegensatz dazu bleibt bei der losen Schablonentechnik die Schablone nicht fest auf dem Untergrund, wodurch der Härtegrad der Kanten variabel ist. Der Abstand zwischen Schablone und Oberfläche beeinflusst dabei die Weichheit der Konturen. Diese Technik ermöglicht schnelleres Arbeiten und wird häufig mit Freihand-Techniken kombiniert. Als Schablonenmaterialien kommen sowohl vorgefertigte Produkte als auch selbstgeschnittene Papier- oder Kartonschablonen, Netze, Gardinen oder Alltagsgegenstände zum Einsatz.
4. Kratz- und Radiertechnik
Ein charakteristisches Element der Airbrush-Technik ist der Einsatz von Radierern und Kratzwerkzeugen wie Skalpellen. Da der Farbauftrag meist sehr dünn und transparent ist – insbesondere bei wasserbasierten Acrylfarben – lässt sich die Farbe leicht vom Untergrund abtragen. Diese Methode wird häufig verwendet, um Highlights herauszuarbeiten, insbesondere bei Arbeiten auf Papier oder Karton. Dadurch kann der Einsatz weißer Farbe reduziert werden.
Airbrush-Pistolen
Airbrush-Geräte werden durch einen Luftschlauch an eine Druckluft-Quelle wie einen Kompressor oder eine Druckluftflasche angeschlossen, welche die nötige Druckluft für die Zerstäubung der Farbe oder Medien liefert. Die verschiedenen Airbrush-Modelle unterscheiden sich grundsätzlich durch die Art ihrer Farbzufuhr, durch verschiedene Düsen- und Nadelgrößen und durch ihre Möglichkeiten der Steuerung der Farb- und Luftzufuhr. Diese unterschiedlichen Faktoren beeinflussen die Eignung der Arbeitsgeräte für bestimmte Einsatzzwecke.
Farbzufuhr
Bei sogenannten Fließsystemen wird die Farbe über einen oben aufgesetzten Becher zugeführt. Hier können in der Regel nur geringe Farbmengen (je nach Gerät bis zu ca. 7 ml) eingefüllt und verarbeitet werden. Deshalb werden Fließsystem-Geräte meist auch mit kleineren Düsengrößen für Detail-Arbeiten ausgeliefert.
Für größere Farbmengen eignet sich das Saugsystem, das die Farbe aus einem unterhalb des Gerätes befestigten Behälter bezieht. Diese Geräte kommen bevorzugt für größere Flächen wie bei der Fahrzeugbemalung, Tanning oder Body-painting zum Einsatz.
Eine untergeordnete Rolle auf dem Markt spielen Seitenanschluss-Geräte, an denen sich seitlich (wahlweise links oder rechts) am Gerät ein nach oben oder unten ausgerichteter Farbbehälter befindet.
Düsen- und Nadelgrößen
Handelsübliche Airbrush-Geräte sind mit (meist austauschbaren) Düsensätzen mit einem Durchmesser zwischen ca. 0,15 und 0,6 mm ausgestattet. Ein Düsensatz besteht aus der Düse, der Düsenkappe (mit auf den Düsendurchmesser abgestimmter Bohrung) und der zur Düse passenden Nadel. Je kleiner der Düsendurchmesser ist, desto feiner lässt sich der Sprühstrahl justieren. Dementsprechend kommen kleine Düsensätze bei Detail- und Feinarbeiten zum Einsatz, größere Düsensätzen bei größeren, flächigen Farbaufträgen. Sehr feine Düsen sind meist recht empfindlich und anfällig für Beschädigungen. Sie neigen im Vergleich zu größeren Düsen schneller dazu, durch antrocknende Farbe zu verstopfen.
Bedienbarkeit
Bei der Bedienbarkeit unterscheiden sich Airbrush-Geräte in: Einfache Hebelfunktion, Doppelte Hebelfunktion und Unabhängige doppelte Hebelfunktion.
Eine Airbrush mit einfacher Hebelfunktion eignet sich lediglich für simple Flächengrundierungen z.B. im Modellbau, beim Bodypainting oder bei der Wandmalerei. Beim Herunterdrücken des Bedienhebels wird sowohl der an der Druckluftquelle eingestellte Druck des Luftstroms, als auch die vorab eingestellte Farbzufuhr aktiviert. Luft und Farbe können bei diesen Modellen nur ein- und ausgeschaltet, aber nicht reguliert bzw. variiert werden.
Airbrushes mit doppelter Hebelfunktion ermöglichen die gekoppelte Regulierung von Luft und Farbe. Durch das Zurückziehen des Bedienhebels wird die Luftzufuhr eingeschaltet und gleichzeitig wird die Nadel nach hinten bewegt, wodurch die Düse geöffnet und der Farbfluss aktiviert wird. Im Rahmen des Hebelwegs lässt sich die Farbmenge mit dem Hebel dosieren. Durch diese Variationsmöglichkeit eignen sich die Geräte auch für feinste Detailmotive.
Für die meisten Arbeiten sind überwiegend Airbrush-Pistolen mit unabhängiger doppelter Hebelfunktion im Handel zu finden. Bei diesen Modellen kann der Luftdruck durch das herunterdrücken des Bedienhebels gesteuert und variiert werden. Von minimalem Druck bis zum voreingestellten Höchstdruck an der Luftdruckquelle. Die austretende Farbmenge wird durch das Zurückziehen des Hebels gesteuert, wobei hier mit unterschiedlichem Druck, sehr feine oder bei Bedarf leicht gesprenkelte Spritzbilder erzeugt werden können.
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